Zum ersten Mal in der zehnjährigen Geschichte des Match Race Germany hat eine italienische Mannschaft den Großen Preis von Deutschland gewonnen. Paolo Cian aus Neapel, Steuermann des südafrikanischen America's Cup-Teams Shosholoza, und seine Crew besiegten am Pfingstmontag das französische Saba Sailing Team von Mathieu Richard vor Langenargen am Bodensee klar mit 2:0. In der Tour-Wertung hat nach sieben von 16 Grand Prix-Läufen trotzdem Mathieu Richard (70 Punkte) die Führung vor Cian (66 Punkte) übernommen. Der vor Langenargen bereits nach der Vorrunde ausgeschiedene Spitzenreiter Ian Williams rutschte mit 62 Punkten auf Platz drei vor Team Germanys ehemaligen America's Cup-Skipper Jesper Bank (45 Punkte) zurück.
«Wir hatten diese Woche sehr viele sehr enge Rennen, aber meine Crew hat diese Woche brilliant gesegelt. Das war unser Schlüssel zu diesem halb südafrikanischen und halb italienischen Sieg», sagte Cian bei der Siegerehrung, «außerdem möchte ich dem Herz dieser Veranstaltung danken: Wettfahrtleiter Rudi Magg hat einen extrem guten und fairen Job gemacht.» Mathieu Richard, dessen Taktiker bei einem Manöver den Ellenbogen eines Mitseglers so heftig ins Gesicht bekam, dass ein Stück Zahn abbrach und er zwischen den beiden Matches Schmerztabletten einnehmen musste, sagte nach der Finalniederlage: «Unsere Gegner haben heute einfach besser gesegelt. Die Schlüsselszene fand im zweiten Duell statt, als wir auf dem ersten Kursabschnitt am Wind beim Kreuzen vorne lagen, Paolo aber so gut gewendet ist, dass er kurz danach an uns vorbei kam.»
Im kleinen Finale um Platz drei setzte sich bei frischer Brise um 15 Knoten Wind die finnische Crew um Staffan Lindberg gegen die russische Mannschaft von Eugeniy Neugodnikov mit 2:0 durch. Während die Sieger mit ihrer Nationalhymne «Il Canto degli Italiano» geehrt wurden, übergaben die Veranstalter den Siegerscheck in Höhe von 4800 Euro. Dazu gewann Cians Team eine neu gestiftete handgeformte Glastrophäe in Form eines Bootes im Wert von 5000 Euro von der schwedischen Glasmanufaktur Kosta Boda. Das französische Team erhielt 2800 Euro Preisgeld, 2400 Euro gingen an Staffan Lindberg.
Zwölf Mannschaften aus neun Ländern waren am vergangenen Donnerstag zum einzigen Stop der World Match Racing Tour in Deutschland angetreten. Für die beiden deutschen Teams kam das Aus bereits am Ende der Viertelfinalrunde. Der co-favorisierte Starnberger Markus Wieser musste als Siebter die Segel streichen. Michael Hestbaek und sein America's Cup-Team Germany verpassten den Einzug ins Halbfinale punktgleich mit der viertplatzierten finnischen Crew nur denkbar knapp, sicherten sich aber mit Platz fünf 2000 Euro Preisgeld.
An den insgesamt fünf Veranstaltungstagen kamen rund 30.000 Zuschauer, um das seglerische Pfingstfest am Bodensee mitzuerleben. Erst Dauerregen am Pfingstmontag ließ die Besucherströme an die Langenargener Uferpromenade zurückgehen. «Wir sind trotzdem sehr zufrieden mit dem Echo des Publikums», sagte Veranstalter Eberhard Magg, der sich besonders über den herausragenden Pfingstsonntag freute. »Wenn man an einem Tag 31 Matchrace-Duelle bei Traumwetter starten kann und fast 22.000 Menschen zu Gast hat, dann schlägt ein Veranstalter-Herz schon hoch.» Auch Maggs Partner Harald Thierer bestätigte: «Für mich war dieser Pfingstsonntag der spektakulärste Tag in zehn Jahren Match Race Germany.«
Prominentester Besucher des deutschen Matchrace-Klassikers war Olympiasieger Willy Kuhweide. Der Kommodore des Deutschen Challenger Yacht-Clubs, der die erste deutsche Herausforderung zum America's Cup vor zwei Jahren in Valencia eingereicht hatte, kam als Fan mit dem Auto aus seinem Schweizer Wohnort Küssnacht. «Ich finde es ungeheuer beeindruckend, was die Familie Magg in zehn Jahren aufgebaut hat. Matchracing ist hier immer vom Feinsten.»